Neben dem eigentlichen Schultergelenk, d.h. der Verbindung von Oberarmkopf und der Gelenkpfanne, in der sich dieser bewegt, gibt es an der Schulter ein weiteres, kleineres, aber sehr wichtiges Gelenk: das Schultereckgelenk oder auch Acromio-Clavicular-Gelenk, kurz AC-Gelenk genannt.
Es ist die gelenkige Verbindung zwischen dem äußeren Ende des Schlüsselbeins (Clavicula) mit dem Schulterdach (Acromion). Die Gelenkflächen sind jeweils mit Knorpel überzogen. Zwischen ihnen befindet sich ein Puffer aus Bindegewebe, der so genannte „Discus articularis“. Das sehr straffe Gelenk ist von einer kräftigen Gelenkkapsel umgeben. Zusätzlich wird es durch zwei Bänder (coraco-claviculäre Bänder) stabilisiert.
Der Verschleiß des Schultereckgelenks führt zu Schmerzen im vorderen Bereich der Schulter, die während, insbesondere aber auch NACH intensiverer Belastung auftreten. Häufig kommt es zudem zu Schmerzen beim Liegen auf der Schulter. Der Schmerzcharakter ist meist eher dumpf-ziehend. Häufig besteht ein deutlicher Druckschmerz, bei fortgeschrittener Arthrose ggf. auch eine Schwellung im Bereich des Schultereckgelenks.
Chronische Überlastung, immer wiederkehrende kleinere Verletzungen oder auch ein heftiger Sturz auf die Schulter (Schultereckgelenk-Sprengung) können zu einem frühzeitigen Verschleiß des Schultereckgelenks, zur Arthrose führen. Hierbei kommt es zunächst zu einer Zerstörung des zwischen den Gelenkflächen befindlichen Puffers. Nachfolgend werden die knorpeligen Gelenkflächen des Schlüsselbeins und des Schulterdachknochens geschädigt bis sie schließlich völlig abgerieben sind und Knochen gegen Knochen reibt.
Neben einer genauen Untersuchung der Schulter mit entsprechenden Tests kann die Verdachtsdiagnose „Arthrose im Schultereckgelenk“ durch eine Röntgen- und Ultraschalluntersuchung, besser jedoch durch eine Kernspintomographie (MRT) gesichert werden.
Beschwerden, die im Zusammenhang mit einer Arthrose des Schultereckgelenks auftreten, sollten zunächst konservativ, d.h. nicht-operativ behandelt werden. Neben einer gewissen Schonung und Kühlung des Gelenks kann in einer akut schmerzhaften Phase eine kurzfristige Behandlung mit entzündungshemmenden Medikamenten (Diclofenac / Ibuprofen) als Salbe oder Tabletten sinnvoll sein.
Deutlich wirkungsvoller ist eine lokale Injektion mit einem kortisonhaltigen Präparat direkt in das Gelenk. Kommt es hierunter zu einer deutlichen Verbesserung der Beschwerden empfehlen wir, 3-5 mal Hyaluronsäure im Abstand jeweils einer Woche zu injizieren, um eine langfristige Besserung der Beschwerden zu bewirken.
Falls die konservative Therapie nicht zum erwünschten Ziel führt, kann durch eine Arthroskopie, d.h. eine minimal-invasive Operation, die Arthrose des Schultereckgelenks sehr erfolgreich beseitigt werden. Die Arthroskopie ist eine sehr schonende Operationstechnik, die der Schulterspezialist über jeweils 2-3mm kleine Zugänge mittels einer Minioptik sowie feinsten OP-Instrumenten durchführt.
Um die Arthrose zu behandeln wird das Schultereckgelenk über einen der Mini-Zugänge eröffnet, der verschlissene Puffer (Discus articularis) sowie entzündliches Gewebe werden entfernt und die äußeren Enden des Schlüsselbeins und des Schulterdachknochens vorsichtig geglättet, sodass ein Spalt von ca. 1cm entsteht. In dieser Lücke bildet sich nachfolgend ein neuer, narbiger Puffer, der den zuvor schmerzhaften knöchernen Kontakt abfängt.
Bei einer Arthrose des Schultereckgelenks besteht häufig gleichzeitig eine Einengung des Gleitraumes der Sehnen unter dem Schulterdach (Impingement Syndrom). In diesem Fall sollte der Gleitraum gleichzeitig ebenfalls erweitert werden, um einem ansonsten drohenden Sehnenriss (Ruptur der Rotatorenmanschette) vorzubeugen.
Für eine Schulterarthroskopie ist zur Betäubung eine Vollnarkose notwendig. Welche Art der Vollnarkose im Einzelfall die verträglichste ist, sollte individuell nach entsprechender Untersuchung des Patienten durch den Narkosearzt entschieden werden.
Häufig erfolgt neben der Vollnarkose eine regionale Betäubung eines Nervengeflechts am Hals, das die Schulter versorgt (Plexus). Durch diese zusätzliche Betäubung benötigt der Anästhesist weniger Medikamente für die Vollnarkose. Somit ist die Narkose für den Patienten besser verträglich.
Nach arthroskopischer Behandlung der Schultereckgelenk Arthrose steht eine rasche Mobilisierung der Schulter im Vordergrund. Eine Ruhigstellung oder das Tragen eine Bandage ist nicht erforderlich.
Damit der Heilungsprozess möglichst rasch und unkompliziert abläuft ist anfangs zwar eine gewisse Schonung erforderlich, der Patient darf seine Schulter aber bereits frühzeitig sanft bewegen. Es ist sinnvoll, in den ersten 2 bis 3 Wochen nach dem Eingriff begleitend krankengymnastische Behandlungen durchzuführen. In der Anfangsphase sollten zusätzlich abschwellende, entzündungshemmende Medikamente (z.B. Ibuprofen 3x 600 mg pro Tag oder Diclofenac 2 x 75mg pro Tag) eingenommen werden.
Zur Schmerztherapie ist meist eine regelmäßige Kühlung der Schulter hilfreich. Eine längerfristige Einnahme von Schmerzmedikamenten ist meist nicht erforderlich. In aller Regel kann man 2-3 Tage nach dem Eingriff wieder leichte Alltagstätigkeiten erledigen und auch wieder Autofahren.
In der Hand des erfahrenen Schulterspezialisten wird durch die arthroskopische Behandlung der Schultereckgelenk-Arthrose die Ursache der Schulterschmerzen sicher und erfolgreich behandelt. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die allermeisten Patienten mit dem Ergebnis sehr zufrieden und dauerhaft beschwerdefrei sind. Ein Wiederauftreten der Arthrose ist nicht zu erwarten. Komplikationen bei der arthroskopischen Behandlung der Schultereckgelenk-Arthrose sind sehr selten.