Die ersten Anzeichen für eine Arthrose sind meist Schmerzen, häufig die sogenannten „Anlaufschmerzen“. Sie treten beim Aufstehen, morgens oder nach längerem Sitzen auf, bessern sich aber nach einigen Schritten.
Mit dem Fortschreiten der Arthrose werden die Gelenkbewegungen zunehmend schmerzhaft, es kann im Gelenk knirschen und / oder die Beweglichkeit des Gelenks eingeschränkt sein. Im letzten Stadium des Gelenkverschleißes schmerzen die Gelenke auch in Ruhe. In jedem Stadium der Arthrose können zudem Entzündungen und Schwellungen am Gelenk auftreten.
Grundsätzlich hängt die Therapie des Gelenkverschleißes / Arthrose vom Ausmaß des Verschleißes und dem Anspruchsniveau des Patienten ab. Die Behandlungsstrategie für 30-Jährige sollte sicherlich anders sein als beim 80-Jährigen. In allen Fällen gilt jedoch, dass zunächst versucht werden sollte die Behandlung mit möglichst sanften Maßnahmen durchzuführen. An erster Stelle steht die konservative, also die nicht-operative Therapie. Erst wenn dies nicht zu einem dauerhaften Erfolg führt, sollten operative Maßnahmen erwogen werden.
Zu den wichtigsten Bestandteilen eines Gelenks zählt der Gelenkknorpel, mit dem die Knochenenden eines Gelenks überzogen sind. Der Knorpel dient mit seiner glatten, widerstandsfähigen Substanz einem besseren Gleitverhalten und dem Abfangen von Stößen.
Stabilität erhält das Gelenk durch die straffelastische Gelenkkapsel, aber auch durch die umgebende Muskulatur. Die Gelenkkapsel umschließt vollkommen den Raum um die Gelenkflächen und wird innen von der Gelenkschleimhaut, der sogenannten Synovialmembran, ausgekleidet. Die Schleimhaut gibt in das Gelenk eine zähe Flüssigkeit ab, die Synovialflüssigkeit oder auch "Gelenkschmiere" genannt wird.
Durch die Bewegung des Gelenks wird die Gelenkschmiere (Synovialflüssigkeit) gleichmäßig im gesamten Gelenkraum, also auch zwischen den Knorpelflächen, verteilt. Sie ist die wichtigste Ernährungsquelle für den Knorpel, da dieser keine Blutgefäße enthält.
Nur eine gute Ernährungssituation des Knorpels sichert dessen ausreichende Elastizität und Widerstandsfähigkeit gegenüber Abrieb und damit Verschleiß. Neben den Nährstoffen für den Knorpel enthält die Synovialflüssigkeit einen weiteren sehr wichtigen Bestandteil: die Hyaluronsäure. Die Hyaluronsäure ist verantwortlich für die schmierende Konsistenz der Synovialflüssigkeit. Die Hyaluronsäure hat eine ähnlich wichtige Funktion wie das Öl in Motor und Getriebe eines Autos.
Bei einer Arthrose unterliegt die Gelenkschmiere entscheidenden Veränderungen. Normalerweise findet sich in der Gelenkschmiere ein fein abgestimmtes Gleichgewicht zwischen dem Abbau alter Hyaluronsäure und der Produktion neuer Hyaluronsäure.
Bei einer Arthrose ist dieses Gleichgewicht gestört und es entsteht minderwertige, "zu dünnflüssige" Gelenkflüssigkeit. Dadurch verliert sie zum Teil ihre positiven Eigenschaften. Schmierung und Stoßdämpfung sind nicht mehr ausreichend. Die Knorpeloberfläche ist nicht mehr ausreichend vor Verschleiß geschützt. Der Gelenkknorpel wird allmählich abgerieben und verliert seine Elastizität. Als Folge wird der Knorpel weniger belastbar und erfüllt nicht mehr im vollen Umfang seine Schutzfunktion für die darunter liegenden Knochenstrukturen. Einmal zerstörtes Knorpelgewebe kann sich nicht mehr regenerieren, d.h. es heilt nicht mehr.
Synthetisch hergestellte Hyaluronsäure kann zur Aufbesserung der Gelenkschmiere in den Gelenkraum injiziert werden. Dort unterstützt sie den Körper dabei, die natürliche Balance zwischen Abbau und Neubildung von Hyaluronsäure wiederherzustellen. Die Gelenkschmiere wird durch die eingespritzte Hyaluronsäure wieder zähflüssiger und kann ihre schmierende und schützende Wirkung besser erfüllen. Der Gelenkknorpel wird durch die schützende Hyaluronsäureschicht entlastet. Der Verschleiß nimmt nicht weiter überproportional zu. Die Gelenkbeweglichkeit wird besser und Schmerzen gehen zurück.
Je nach Gelenk und Arthrosegrad werden zwischen drei und fünf Injektionen mit hochkonzentrierter Hyaluronsäure in das betroffene Gelenk durchgeführt. Die Injektionen sollten einmal wöchentlich erfolgen.
Obwohl die in ein Gelenk injizierte Hyaluronsäure vom Körper abgebaut wird, ist nachgewiesen, dass ihre Wirkung längere Zeit anhält. Erklärt wird diese Tatsache damit, dass durch die Substitutionsbehandlung mit Hyaluronsäure, die körpereigne Hyaluronsäure Produktion angeregt wird. Bei leichteren Knorpelschäden reicht häufig eine einmalige Injektionsserie von 3 bis 5 Spritzen, um den Patienten dauerhaft beschwerdefrei zu machen. Bei mittelschweren Knorpelschäden sollten die Injektionen ggf. im Abstand eines Jahres wiederholt werden. Bei fortgeschrittener Arthrose können die Injektionen auch häufiger, d.h. ggf. halbjährig durchgeführt werden
In den vergangenen Jahren hat sich neben der medikamentösen und physikalischen Therapie zunehmend auch der Einsatz von Hyaluronsäure im Rahmen der Arthrosetherapie etabliert. Inzwischen wurde die Hyaluronsäuretherapie von nationalen und internationalen Fachgesellschaften in die Therapieempfehlungen der Arthrosebehandlung mit aufgenommen.
In den Leitlinien der DGOOC (Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie) werden die Systemic Slow Acting Drugs, zu denen die Hyaluronsäure gehört, zusammen mit der symptomatischen Therapie z. B. mit NSAR in der 1. Stufe der Therapie eingeordnet. Auch die Task-Force der EULAR (European League against Rheumatism) hat die Hyaluronsäuretherapie in das empfohlene Therapiemanagement mit aufgenommen. Weiterhin bestätigt auch der aktuelle Cochrane-Review, dass intraartikuläre Hyaluronsäure eine wirksame und sinnvolle Arthrosetherapie ist, besonders im Hinblick auf die Parameter Schmerz, Funktion und Allgemeinbeurteilung durch den Patienten. Die Analyse bezog sich auf 17 verschiedene Hyaluronsäure-Produkte. Insgesamt wurden 63 Studien ausgewertet.
Ob die Behandlung eines Knorpelschadens mit Hyaluronsäure sinnvoll ist, welche Risiken bestehen und wie die Erfolgsaussichten der Behandlung sind, sollte der spezialisierte Orthopäde nach entsprechender Untersuchung individuell mit dem Patienten besprechen. Ggf. besteht eine höhere Erfolgsaussicht durch operative Verfahren.