Knie

Läuferknie

Das Kniegelenk ist bei jedem Schritt einer Stoßbelastung bis zu 300 Kilogramm ausgesetzt. Bei einem Langstreckenlauf kommt da einiges zusammen! Solchen enormen Belastungen kann das Kniegelenk nur standhalten, wenn alle beteiligten Strukturen – Knochen, Knorpel, Bänder, Kapsel, Menisken und die Muskulatur – reibungslos zusammenarbeiten.
Röntgen- / MRT-Bild eines Läuferknies

Was bedeutet Läuferknie?

Das Läuferknie ist ein durch Überlastung bedingter Reizzustand auf der Außenseite des Kniegelenkes. Die Betroffenen klagen häufig über Schmerzen des Kniegelenks, die typischerweise an der Außenseite und erst nach einer gewissen Zeit des Laufens auftreten.

Gewöhnlich werden die Schmerzen während des Laufens immer stärker, sodass die Laufeinheit abgebrochen werden muss. Nach Beendigung des Laufens verschwinden die Schmerzen meist sehr rasch und treten gewöhnlich bei Alltagsbelastung nicht mehr auf. Sportarten wie Tennis, Fußball etc., die eigentlich das Kniegelenk erheblich stärker belasten, können meist problemlos ausgeübt werden. Nur selten findet sich eine Schwellung oder Überwärmung als Zeichen einer Gewebsentzündung.

Was sind die Ursachen für das Läuferknie?

Bei der immer wiederkehrenden, gleichförmigen Bewegung beim Langstreckenlauf muss eine Sehnenplatte (Tractus iliotibialis), die von der Hüfte kommend über Oberschenkel und Knie zur Außenseite des Schienbeinkopfes verläuft, sich tausendfach über den prominenten Außenrand des Kniegelenkes verschieben.

Kommt es durch zu intensives Laufen (Überlastung) oder falsches Laufen (Fehlbelastung) zu einer Reizung der Sehnenplatte, treten Probleme auf die häufig chronisch werden. Bei Patienten mit Läuferknie ist die Muskulatur im Hüftbereich meist zu schwach und/oder stark verkürzt. Deshalb gleitet die Sehnenplatte (Tractus iliotibialis) mit erhöhter Spannung über die Außenseite des Kniegelenkes und führt so zur Entzündung des überstrapazierten Gewebes. Häufig sind aber neben der o.g. muskulären Dysbalance (schwache / verkürzte Muskulatur) auch Fehlstellungen der Beinachse (insbesondere O-Bein), Fußfehlformen (Senkspreizfuß, Hohlfuß) oder falsche Laufschuhe für das runners knee mit verantwortlich.

Wie wird das Läuferknie diagnostiziert?

Der erfahrene Orthopäde oder Sportmediziner kann die Diagnose „Läuferknie“ häufig schon anhand der Schilderung des Patienten sowie nach gezielter Untersuchung des Kniegelenkes und der Muskulatur stellen.

Eine weiterführende Diagnostik gegebenenfalls mit Ultraschall -, Kernspin Untersuchung (MRT) oder Röntgenbild ist nur in Zweifelsfällen notwendig. Sie ist immer dann zu empfehlen, wenn andere Erkrankungen wie beispielsweise Ermüdungsfraktur, Meniskusriss oder Knorpelschaden ausgeschlossen werden müssen, oder der Patient auf eine gezielte Therapie nicht anspricht, denn ein Läuferknie ist in Bildern nicht zu sehen.

Wie wird das Läuferknie behandelt?

Auch wenn es den meisten Läufern schwer fällt: Zunächst muss das Laufen reduziert werden! Stattdessen können zwischenzeitlich andere Sportarten wie Radfahren, Fitnesstraining, Schwimmen etc. meist bedenkenlos durchgeführt werden.

In der akuten Phase, d.h. unmittelbar nachdem die Knieschmerzen beim Laufen aufgetreten sind, sollte der schmerzhafte Bereich gekühlt und mit einer entzündungshemmenden Salbe (z.B. Diclofenac, Ibuprofen) eingerieben werden.

Langfristig entscheidend ist jedoch, die Ursache des Läuferknies zu erkennen und zu behandeln: Meist findet sich bei Läufern eine verkürzte Muskulatur auf der Hüftaußenseite den sogenannten Abduktoren (Musculus gluteus medius und minimus und Musculus tensor fasciae latae). Eine intensive, täglich mehrfache selbstständige Dehnung dieser Muskeln ist für eine erfolgreiche Behandlung von entscheidender Bedeutung. Gleichzeitig spielt auch die Kraft und Ausdauer dieser Muskulatur eine wesentliche Rolle, da durch eine Schwäche derselben das Becken nicht mehr stabilisiert werden kann. Die hierdurch entstehende pathologische Beckenkippung führt zu übermäßiger Spannung am Tractus und damit zur Verstärkung des Läuferknies.

Unterstützt werden sollten die Eigenübungen durch eine gezielte Physiotherapie mit Krankengymnastik, Querfriktionen und gegebenenfalls Elektrotherapie. Physikalische Maßnahmen zur lokalen Stoffwechselanregung wie Eislolly-Behandlung (Eisabreibungen für jeweils 10 bis 12 Minuten), Wechselbäder oder Wärmepackungen sollte der Patient regelmäßig selbständig durchführen, um den Heilungsverlauf des chronischen „Läuferknies“ zu unterstützen. In schwereren Fällen müssen unter Umständen zusätzlich entzündungshemmende Tabletten oder Spritzen mit stoffwechselanregenden bzw. regenerativen Substanzen verabreicht werden.

Prinzipiell sollten beim Sportler sein Laufstil (Beckenstabilisierung ?) und seine Laufschuhe überprüft werden. Etwaige Fehlstellungen der Beinachsen oder der Füße müssen durch geeignete Laufschuhe und gegebenenfalls spezielle Einlagen ausgeglichen werden.

Rehabilitation und Prophylaxe des runners knee:

Nach Abklingen der akuten Beschwerden kann meist nach ca. 2 Wochen ein leichtes Training wieder aufgenommen werden. Wichtig hierbei ist, dass Über- und Fehlbelastungen der Kniegelenke und der Muskulatur vermieden werden.

Dementsprechend sollten die Trainingsumfänge nur langsam gesteigert werden. Eine der wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen ist das Anpassen des Trainingsumfanges an die Leistungsfähigkeit u.a. der becken-stabilisierenden Muskulatur. Begleitendes Stretching vor und nach der sportlichen Betätigung ist sehr hilfreich. Dabei sollte besonders die Außenseite des Beines gedehnt werden (beispielsweise durch Überkreuzen der Beine im Stehen und seitliches Neigen des Oberkörpers).

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Die Ärzte der Praxis für Orthopädie und Sporttraumatologie sind hoch spezialisiert. Im Fokus stehen vor allem Erkrankungen und Verletzungen von Schulter- und Kniegelenken
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