Beim Patellaspitzen-Syndrom handelt sich um eine chronische, schmerzhafte, degenerative Überlastungserkrankung des Sehnen-Knochen-Übergangs an der unteren Kniescheibenspitze (Patella). Besonders häufig sind Sportler aus Disziplinen mit hohen Sprunganteilen wie Volleyball, Basketball, Weitsprung, Hochsprung, etc. betroffen, deshalb wird es auch als Jumpers Knee bezeichnet.
Das Patellaspitzensyndrom stellt ein Krankheitsbild dar, das durch Überlastung der Kniescheibensehne durch wiederholte, ungewohnte und / oder heftige Zugbeanspruchungen am Übergang von Sehne zum Knochen hervorgerufen wird.
Bei Sprüngen, insbesondere aber auch der nachfolgenden Landung, kommt es zu einer maximalen Zugbeanspruchung der Kniescheibensehne. Somit sind insbesondere Sportler mit hohen Sprunganteilen wie Volleyball, Basketball, Weitsprung oder Hochsprung vom Jumpers Knee betroffen. Die Häufigkeit und Intensität der Belastung aber auch der Trainingszustand (ungewohnte Belastung, neue Sportart, Anfänger) spielen eine gewichtige Rolle in der Entstehung.
Patienten berichten über einen belastungsabhängigen Schmerz im Bereich der Kniescheibenspitze. Je nach Erkrankungsstadium kann der Schmerz zu Belastungsbeginn auftreten, nach der Aufwärmphase verschwinden und sich dann bei intensiver Belastung wieder bemerkbar zu machen. Im fortgeschrittenen Stadium verbleibt der Schmerz während der gesamten Belastung. In sehr weit fortgeschrittenen Fällen schmerzt der Kniescheibenansatz nicht nur bei der sportlichen Betätigung sondern permanent auch im Alltag, zum Beispiel beim Treppensteigen. Typisch ist der hartnäckige Charakter des Beschwerdebildes. Oft handelt es sich um ein chronisches, über viele Monate bis Jahre anhaltendes Krankheitsbild mit beschwerdearmen Phasen, aber immer wieder auftretenden Beschwerden nach Belastungsspitzen.
Die Krankengeschichte (Anamnese) des Patienten mit meist umfangreicher Sprungbelastung ist richtungsweisend. Bei der körperlichen Untersuchung fällt meistens ein Druckschmerz über der unteren Kniescheibenspitze auf. Typisch ist auch eine schmerzhafte Streckbewegung des Unterschenkels gegen Widerstand.
Bei dem Verdacht auf ein Jumpers Knee helfen die Sonographie (Ultraschall) und eine Kernspin-Tomographie (MRT) zur sicheren Diagnosestellung und Beurteilung des Erkrankungsausmaßes.
Wie bei allen Überlastungsschäden ist Vorbeugung die beste Therapie. Zu den wichtigsten prophylaktischen Maßnahmen zur Vermeidung zählen:
Bei eintretenden Beschwerden muss die Belastung drastisch reduziert und eine konservative Behandlung eingeleitet werden. Belastungsreduktion bedeutet konkret, dass keinerlei Sprung- und Laufbelastungen erfolgen sollten, solange hierbei Beschwerden bestehen. Alternativ können ggf. Radfahren, Crosstraining oder Aquajogging durchgeführt werden. Ist das Knie wieder beschwerdefrei, muss auf einen vorsichtigen Belastungsaufbau mit dosierter Trainingssteigerung geachtet werden.
Bei der konservativen Therapie ist das primäre Ziel, dass die gereizte Sehne auf natürlichem Wege abheilt. Neben einer entsprechenden Entlastung, ist zur Unterstützung des Heilungsverlaufes ein intensives Dehnen der Oberschenkelmuskulatur (am besten mehrfach täglich für einige Minuten) dringend zu empfehlen.
Außerdem sind Maßnahmen, die den Stoffwechsel, d.h. die lokale Durchblutung am Sehnenansatz fördernd sehr effektiv (z.B. Eisabreibungen / "Eislolly" für ca. 10 min. 1-2 mal täglich).
Als weitere Maßnahmen bei einem akuten Patellaspitzen Syndrom sind neben Sportkarenz und o.g. Eigenbehandlung gezielte physiotherapeutische und physikalische Behandlungen notwendig. Hierzu zählen:
Die verschiedenen Therapiemaßnahmen können in Kombination angewendet werden. Ziel der Therapien ist eine Regeneration des Sehnenansatzes durch lokale Stoffwechselaktivierung (Durchblutung). Zudem soll die Zugspannung am Sehnenansatz durch Lockern (Detonisierung) der Oberschenkelmuskulatur reduziert werden.
Erfolgversprechend ist ebenfalls die vorübergehende Anwendung von entzündungshemmenden Salben oder Tabletten (nichtsteroidalen Antirheumatika) wie beispielsweise Diclofenac oder Ibuprofen oder homöopathischen Substanzen. Auch die Infiltration (Umspritzung) des Sehnengleitgewebes mit homöopathischen Substanzen (Traumeel, Zeel etc.) können durchgeführt werden. Der Einsatz von Kortisonpräparaten muss insgesamt sehr kritisch bewertet werden. Wenn man sich nach ausreichender Abwägung doch dafür entscheidet, sollten keines Falles mehr als maximal drei Kortisoninjektionen an das Sehnengleitgewebe in mehrwöchigem Abstand erfolgen. Häufige Kortisonanwendungen reduzieren die Regenerationsfähigkeit des Sehnengewebes. Die Kortisoninfiltration in das Sehnengewebe selbst führt zu einem Sehnensterben (Nekrose), so dass ein Dauerschaden bis hin zum Riss der Kniescheibensehne droht.
Bei einem Teil der Patienten (statistisch ca. 10%) kann trotz längerer Belastungspause und intensiver konservativer Therapie keine Beschwerdefreiheit und somit Sportfähigkeit erreicht werden. In diesen Fällen kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Die nachfolgend aufgeführten operativen Therapiemaßnahmen kommen bei der Behandlung eines Patellaspitzen-Syndroms / Jumpers Knee zur Anwendung. Sie können einzeln oder in Kombination angewandt werden:
Welches Verfahren angewandt werden sollte, hängt vom Ausmaß der Sehnenveränderung ab. Unerlässlich für die Beurteilung ist eine Kernspin-Tomographie (MRT). Bei Sehnenveränderungen lediglich am Sehnenansatz ist eine Arthroskopie mit teilweiser Ablösung der Sehne und Entfernung des degenerativen Areals empfohlen. Bei stärkerem oder langstreckigem Sehnenschaden sowie bei partieller Sehnennekrose ist eine offene Operation notwendig.
Die Nachbehandlung muss individuell festgelegt werden. Sie ist abhängig vom ursprünglichen Sehnenschaden und der durchgeführten Operation. Orientierend kann folgendes festgehalten werden:
Die Erfolgsrate nach operativer Therapie wird in der Literatur mit 70-90% guter und sehr guter Ergebnisse angegeben.