Stammzelltherapie bei Kniearthrose – Wie wirksam ist dieses neuartige Verfahren?

Was die Wissenschaft zur Stammzelltherapie bei Gelenkverschleißsagt

Arthrose, d.h. Gelenkverschleiß, gehört zu den häufigsten Ursachen für chronische Knieschmerzen. Entsprechend groß ist der Wunsch nach einer wirksamen Behandlung - insbesondere einer Behandlung, bei der nicht nur die Symptome, sondern die Ursache behandelt wird.
In jüngster Zeit hat dabei die sogenannte Stammzelltherapie viel Aufmerksamkeit bekommen.

Die Vorstellung klingt überzeugend: Durch das Einspritzen von Stammzellen, die aus dem Fettgewebe des Patienten gewonnenen werden, soll sich das geschädigte Knorpelgewebe im Knie regenerieren. Stammzellen sind nämlich ganz besondere Zellen. Sie können sich, je nach Anspruch, in andere Zellen umformen, d.h. konkret, es können daraus auch grundsätzlich Knorpelzellen entstehen.

Gerade weil die Methode intensiv beworben wird und für Patientinnen und Patienten mit nicht unerheblichen Kosten verbunden ist, macht es Sinn, die tatsächliche Wirksamkeit der Stammzelltherapie bei Kniearthrose kritisch zu hinterfragen.

Ein kanadisches Forschungsteam hat im Jahr 2024 hierzu die bislang umfassendste systematische Analyse zur Wirksamkeit dieser Therapieform vorgelegt.1 In ihrer Metaanalyse von 16 randomisierten Studien mit insgesamt 807 Patientinnen und Patienten kamen sie zu einem ernüchternden Ergebnis:

  • Schmerzreduktion: Der Unterschied zu Placebo oder der üblichen Behandlung lag auf einer Skala von 0 bis 10 lediglich bei 0,74 Punkten – klinisch relevant wären mindestens 1,5 Punkte.
  • Funktionsverbesserung: Nach drei bis sechs Monaten betrug die Verbesserung gerade einmal 2,2 Punkte auf einer 100-Punkte-Skala – auch hier weit unterhalb der Relevanzschwelle.
  • Langzeiteffekte nach zwölf Monaten zeigten zwar leicht höhere Funktionswerte, die Studienqualität war laut den Autoren jedoch gering.
  • Nebenwirkungen wie Schwellungen und Schmerzen traten unter der Stammzelltherapie häufiger auf als unter Placebo.

Kritischer Blick auf teure IGeL-Angebote

Obwohl die wissenschaftliche Analyse aktuell keinen relevanten Nutzen der Stammzelltherapie bei Arthrose erkennen lässt, wird sie in vielen Praxen als privat zu zahlende Leistung (IGeL) angeboten. Die Kosten liegen dabei im Bereich mehrerer tausend Euro. Gerade deshalb halten wir es für wichtig, Patientinnen und Patienten sachlich und transparent über Chancen und Grenzen dieser Methode zu informieren.

Unsere Empfehlung für Sie

Als Spezialisten in der Arthrosebehandlung beobachten wir gerade auch neue Therapieansätze mit aller größtem Interesse und sind grundsätzlich sehr offen für Neuerungen. Die Vorstellung Gelenkverschleiß mit körpereigenen Stammzellen ursächlich zu behandeln, klingt zwar fantastisch, leider zeigen jedoch aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen bisher keinen wirklich positiven Nutzen für Patienten.

Wir können vor diesem Hintergrund die Stammzelltherapie bei Arthrose derzeit nicht empfehlen.

Wenn Sie wissen möchten, welche Behandlung für Sie sinnvoll und erfolgversprechend ist, vereinbaren Sie gern einen persönlichen Beratungstermin.
Ihre Orthopäden der KLINIK am RING – Köln

Quellen

1 Sadeghirad B et al. Mesenchymal stem cells forchronic knee pain secondary to osteoarthritis: A systematic review and meta-analysisof randomized trials. Osteoarthritis Cartilage. 2024;32(10):1207–1219.

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