Bei einer Gelenkverstauchung kommt es durch äußere Gewalteinwirkung, wie z.B. einen Sturz, zu einer Verletzung der Gelenkkapsel und der Stabilisierungsbänder eines Gelenkes. Das Ausmaß der Schädigung hängt von der Stärke der Gewalteinwirkung ab. So werden bei leichteren Verstauchungen die Faserstrukturen lediglich überdehnt, während es bei stärkeren Gewalteinwirkungen zum teilweisen oder gar kompletten Riss der Gelenkkapsel und der Bänder kommen kann. Die Folge: eine mehr oder weniger ausgeprägte Instabilität des betroffenen Gelenks.
Die auffälligsten Symptome der Gelenkverstauchung und des Bänderrisses sind Schmerzen und Gelenkschwellung. Die Belastung des Gelenks ist zwar schmerzhaft, aber meist noch möglich. Sollte das betroffene Gelenk jedoch nicht mehr belastbar sein, muss von einer begleitenden Verletzung des Knochens ausgegangen werden. Je nach Schwere der Verletzung besteht zudem eine Instabilität des Gelenks.
Nach einer Gelenkverstauchung ist eine sofortige Behandlung außerordentlich wichtig. Das betroffene Gelenk muss unmittelbar geschont werden. Zur Schmerzbehandlung und zur Vermeidung eines größeren Blutergusses sollte das Gelenk direkt gekühlt werden (Eisbeutel, besser Eiswasserbinden). Ein stützender, leicht komprimierender Verband trägt dazu bei, das Ausmaß der Gelenkschwellung in Grenzen zu halten und die verletzten Strukturen zu schützen. Zusätzlich sollte das Gelenk hoch gelagert werden. Die weitere Abklärung und Behandlung müssen ggf. durch einen Arzt erfolgen.
Mit einer sorgfältigen körperlichen Untersuchung, die durch Ultraschall, ggf. Röntgenaufnahmen und Kernspintomographie (MRT) ergänzt werden, stellt der erfahrene Sportmediziner das genaue Ausmaß der Verletzung fest. Die exakte Diagnostik ist sehr wichtig, denn die erforderliche Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Verletzung, d. h. danach welche Strukturen (Gelenkkapsel, Bänder, Gelenkknorpel, Knochen) Schaden genommen haben.
Bei leichten Verletzungen, bei denen die Gelenkkapsel und die Bänder nur leicht überdehnt oder gezerrt wurden, wird das betroffene Gelenk für ein bis zwei Wochen mit einem leichten elastischen Verband stabilisiert. Unter Schonung und Salbenbehandlung heilt die Verletzung meist rasch aus. Bei einer stärkeren Verstauchung, bei der es zu einem Gelenkkapsel- und Bänderriss gekommen ist, muss in vielen Fällen mittels Orthese (Schiene) konsequent stabilisiert werden, ansonsten ist eine dauerhafte Gelenkinstabilität möglich. Die Folge wäre im ungünstigen Falle ein frühzeitiger Gelenkverschleiß (Arthrose).
Noch vor einigen Jahren meinte man, dass gerissene Bänder auf jeden Fall genäht werden müssten, damit sie ausheilen können, d. h. es wurde regelmäßig operiert. Man weiß heute aber, dass dies häufig nicht die beste Behandlung ist. Die verletzte Gelenkkapsel und die gerissenen Bänder heilen am Sprunggelenk in aller Regel ebenso gut, wenn das Gelenk mit einer Spezialschiene (z. B. Aircast-Schiene) gestützt wird. Diese Schiene muss bis zum Ausheilen des Bänderrisses für ca. 6 Wochen getragen werden. Nur bei stärksten Bandverletzungen mit entsprechend hochgradiger Gelenkinstabilität muss die operative Rekonstruktion des geschädigten Kapsel-Band-Apparates erfolgen. Liegt allerdings eine knöcherne Begleitverletzung vor, muss meist operiert werden. Auch nach einer Operation erfolgt die Ruhigstellung des verletzten Gelenks für vier bis sechs Wochen.
Der Heilungsverlauf einer Kapselbandverletzung kann durch geeignete Maßnahmen erheblich beschleunigt werden.
In der akuten Phase, d. h. während der ersten 3 – 4 Tage nach der Verletzung, sollte das verletzte Gelenk möglichst häufig gekühlt werden. Ergänzt werden kann diese abschwellende Therapie durch Salben, Quarkpackungen oder auch Kohlwickel. Bei stärkeren Schwellungen sollten zudem abschwellende Medikamente eingenommen werden. Physiotherapie, insbesondere Lymphdrainage, ist in dieser frühen Phase sehr effizient.
Ab dem 4 – 5 Tag nach der Verletzung sollte die Selbstheilungstendenz des Organismus mittels Stoffwechselanregung gefördert werden: Besonders geeignet hierzu sind Eislolly-Behandlungen (Eisabreibungen für 10 –12 Minuten) sowie milde Wärme oder Fußwechselbäder. Physiotherapie, wie z. B. Elektrotherapie, kann sehr hilfreich sein. Außerdem kann durch krankengymnastische Behandlung der umgebenden Strukturen die ansonsten drohende Muskelrückbildung vermieden werden.
Ist die Heilung des verletzten Gelenkes bereits fortgeschritten, kann mit einem sehr sanften Belastungsaufbau begonnen werden. Vorrang haben in dieser Phase gelenkstabilisierende Übungen sowie Übungen zur Verbesserung der Koordination und Propriozeption. Als Propriozeption oder Tiefensensibilität wird die Fähigkeit bezeichnet, die Gelenkstellung unterbewusst wahrzunehmen.
Wichtig ist, dass das Gelenk vorsichtig an die Belastung herangeführt wird. Insbesondere schnellkräftige Belastungen (schnelle Richtungswechsel, Sprünge etc.) müssen vermieden werden. Sie sind meist erst nach 6 – 8 Wochen anzuraten. In den ersten Wochen nach Wiederaufnahme des Sports kann ggf. eine leichte Stützbandage oder ein Tape-Verband sinnvoll sein.
Ein guter Trainingszustand und sorgfältiges Aufwärmen vor sportlichen Betätigungen minimieren das Risiko einer Gelenkverstauchung erheblich. Auch eine geeignete Sportausrüstung, insbesondere adäquate Sportschuhe, sind wichtig. Vorbeugend können gefährdete Gelenke auch bandagiert oder mit einem Tape-Verband geschützt werden.
Das Team der Orthopäden und Sportmediziner der KLINIK am RING, Köln ist auf die Behandlung von Sportverletzungen und Sporterkrankung spezialisiert. Sie verfügen über eine weitreichende Expertise in der Behandlung von Gelenkverletzungen und machen diese professionellen Heilmethoden auch dem Freizeitsportler zugänglich.